17.07.2006
Morgan Stanley IM: Marktreport Eurozone
Köln, den 17.07.2006 (Investmentfonds.de) -
Die Eurozone scheint sich in einer zyklischen Erholung zu befinden, die sogar als Boom
bezeichnet werden könnte. Da die Inflationsängste jedoch zunehmen, ist kaum damit zu
rechnen, dass die EZB untätig zusehen wird. Die jüngsten Statistiken für Deutschland
zeigen, dass sich die Importpreisinflation im Mai auf das höchste Niveau seit fast sechs
Jahren beschleunigt hat. Dies war in erster Linie auf die höheren Rohstoffkosten
zurückzuführen. Die Erzeugerpreise stiegen im letzten Monat so stark wie seit 24 Jahren
nicht mehr. In der gesamten Eurozone schnellen die Erzeugerpreisindizes rasant in die
Höhe, bisher wurde jedoch noch nicht viel davon an die Verbraucherpreise weitergegeben.
Der deutsche Geschäftsklimaindex kletterte im Juni überraschend auf ein 15-Jahres-Hoch
und verlieh dem Argument, dass die Zinsen angehoben würden, noch mehr Gewicht. Die
überraschenden Ergebnisse der Unternehmensumfrage standen auch im Widerspruch zu den
Markterwartungen: Der aufmerksam beobachtete Indikator schnellte im Juni auf ein
Allzeithoch von 10,1 Punkten. Der kräftige Anstieg war hauptsächlich auf die Fertigung
und den Handel zurückzuführen. Die Aktivitätsmaßstäbe haben sich ebenfalls weiter
verbessert, da die Einkaufsmanagerindizes für den Dienstleistungs- und den Fertigungs-
sektor im Mai, wie bereits angedeutet, nahezu auf ihre höchsten Niveaus seit sechs
Jahren kletterten. Insgesamt wuchs die Wirtschaft der Eurozone mit einer Jahresrate von
2,4% im ersten Quartal recht ordentlich – doppelt so kräftig wie im vorhergehenden
Quartal. Dies führte auch zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit. In der Vergangenheit
standen Veränderungen der Arbeitslosenquote und des Verbrauchervertrauens miteinander
in Beziehung. Daher erwarten wir, dass sich der Rückgang der Gesamtzahl der Arbeitslosen
auch diesmal in einer besseren Stimmung bei den Verbrauchern niederschlagen wird. Das
bedeutet, dass sich die Binnenwirtschaft der Eurozone auf dem besten Weg zu einem
gewissen Wachstum aus eigener Kraft befindet und nicht mehr ausschließlich von der
Außennachfrage abhängt.
Aktien
Die europäischen Aktien schnitten im Juni besser ab als die meisten. Obwohl die Anleger
wegen der Zinserhöhungen nervös blieben, sorgten die positive Stimmung und die
zunehmende Fusions- und Übernahmeaktivität für eine relativ gute Rückenstärkung der
Märkte im Vergleich zu anderen. Der MSCI EWU-Index stieg um 0,2%, während sich der
FTSE 100 um 1,9% verbessern konnte. Damit notieren die europäischen Aktienmärkte moderat
höher als zu Beginn des Jahres, wobei der IBEX in Spanien mit 7,6% den größten
Kursgewinn verbuchen konnte. Der Basiskonsumgütersektor zeigte die beste Performance im
MSCI EWU. Er legte in diesem Monat um 2,4% zu. Ein ähnliches Muster war auch in
Großbritannien zu erkennen, allerdings meldete hier der Gesundheitssektor mit 6,4% die
beste Kursentwicklung des Monats.
Bei unseren quantitativen Modellen für die europäischen Aktienmärkte hat sich nicht
viel verändert. Insgesamt sprechen die Bewertungen nach wie vor für europäische Aktien,
während die Dynamik unter anderem durch die verbesserten Einkaufsmanagerindizes und die
steigenden Wirtschaftsfrühindikatoren unterstützt wird. Wir bleiben bei unserer
geringfügig übergewichteten Position in europäischen Aktien.
Anleihen
Der Juni war ein weiterer Monat mit negativer Gesamtrentabilität an den europäischen
Anleihenmärkten. 10-jährige deutsche Bundesanleihen fielen im Vergleich zum Vormonat
um 0,7%, während sich der Schaden in Großbritannien auf -0,5% begrenzte.
Dennoch wurde die Stimmung durch die steigenden Renditen angesichts des Inflationsdrucks
eingetrübt. Die Verkaufswelle machte auch vor den europäischen Unternehmensanleihen
nicht halt, obwohl der MSCI ECCI weniger stark fiel als die 10-jährigen Bundesanleihen.
Unseren Modellen zufolge sind europäische Anleihen – sowohl im Hinblick auf die
Bewertung als von der Dynamik her – nach wie vor unattraktiv. Außerdem rechnen wir mit
einem weiteren Anstieg der Renditen europäischer Anleihen und halten daher an unserer
untergewichteten Position fest.
Quelle: Investmentfonds.de