Fidelity International: China macht Fortschritte
Flora Wang, Director Sustainable Investing bei Fidelity International
China macht Fortschritte beim nachhaltigen Anlegen und bei den Aktionärsabstimmungen
Frankfurt a.M., 17. Dezember 2020: In China wird mit der allmählichen Öffnung des Aktienmarktes für ausländische Anleger eine aktive Interessenwahrnehmung, Stichwort Stewardship, immer wichtiger. Rund um den Globus investieren Anleger zunehmend in chinesische A-Aktien. Damit gewinnen ein aktuelles und fundiertes Wissen über das Abstimmungsverhalten und ein aktiver Dialog über Chinas Onshore-Märkte an Bedeutung.
Fidelity International hat seinen ersten Stewardship-Bericht zu China vorgelegt, der auf einer Untersuchung basiert, die ZD Proxy* in seinem Auftrag durchgeführt hat. Sie hat ergeben, dass Anleger die aktive Interessen- wahrnehmung über eine Stimmabgabe und den Dialog mit Unternehmen ernster nehmen. Dies trägt zu einer solideren Grundlage für nachhaltiges Investieren bei und motiviert Unternehmen zu positiven Veränderungen.
Aus der Studie geht hervor, dass die Teilnahme an Aktionärsabstimmungen auf Chinas Festland- märkten langsam, aber stetig steigt. Mehrheits- beteiligungen ausgenommen, ist die Stimm- beteiligung im Schnitt von 25,5 Prozent im Jahr 2017 leicht auf 26,2 Prozent der Minderheits- anteile im vergangenen Jahr gestiegen. Deutlicher fiel der Anstieg bei Unternehmen ohne Mehrheitsaktionär aus. Hier erhöhte sich die durchschnittliche Stimmbeteiligungsquote von 33,1 Prozent auf 36,5 Prozent im gleichen Zeitraum.
Eine weitere bemerkenswerte Veränderung: Immer mehr Aktionäre stimmen gegen Beschlussvorlagen, die ihnen missfallen, statt diese stillschweigend abzunicken. Die Zahl der Beschlussvorlagen, die mehr als zehn Prozent Gegenstimmen erhielten, schnellte im vergangenen Jahr auf 385 hoch. Das ist ein Anstieg um rund 20 Prozent gegenüber 2017. Betrachtet man nur die Gegenstimmen von Minderheitsaktionären, so ist deren Zahl 2019 auf über 1.600 hochgeschnellt. Auf größere Ablehnung stießen dabei vor allem Vorschläge zur Wahl von Vorstandsmitgliedern, zu Garantien und Transaktionen mit verbundenen Parteien.
"Chinas Märkte haben sich in den letzten zehn Jahren unter dem wachsenden Einfluss institutioneller Anleger und der Öffnung für ausländische Anleger merklich verändert“, erläutert Flora Wang, Director Sustainable Investing bei Fidelity International. "Weltweit erhöhen Anleger ihre Investitionen in chinesische A-Aktien. Aus diesem Grund werden aktuelle und detaillierte Angaben zu Abstimmungsverhalten und Engagement-Aktivitäten an den Festlandmärkten im Reich der Mitte immer wichtiger.
Der Trend zu einer stärkeren Teilnahme an Aktionärs- abstimmungen deutet darauf hin, dass mehr Aktionäre und Vermögensverwalter, die in China aktiv sind, ihre Verantwortung ernster nehmen. Sie machen von ihrem Stimmrecht Gebrauch, statt nur mit den Füßen abzustimmen und ihre Beteiligung zu veräußern, wie sie es früher vielleicht getan hätten."
Unternehmen gehen mehr auf Aktionäre ein Nicht nur mit Blick auf das Abstimmungsverhalten zeigen sich die Unternehmen offener. Auch im Hinblick auf ESG-Themen hat die Untersuchung von Fidelity eine größere Bereitschaft bei Firmen ermittelt, mehr und bessere Daten offenzulegen. In China ist die Offenlegung von ESG-Informationen bislang noch nicht verpflichtend. Aber immer mehr börsennotierte Unternehmen stellen diesbezügliche Informationen freiwillig zur Verfügung. Im letzten Jahr machten 945 Firmen aus Festlandchina Angaben zu ihrer ESG-Bilanz in Berichten zur unternehmerischen Verantwortung. Das sind mehr als ein Viertel der Unternehmen, die A-Aktien emittiert haben. Gegenüber 801 Firmen im Jahr 2017 ist das ein Anstieg um 18 Prozent.
Flora Wang kommentiert: "Unternehmen und ihre Entscheider reagieren auf die zunehmend aktiven Anleger, indem sie ihnen die Teilnahme an Abstimmungen erleichtern und mit ihnen über ESG-Themen diskutieren. Auf den ersten Blick mögen diese Verbesserungen unwesentlich erscheinen. Für Minderheitsaktionäre sind sie jedoch ein wichtiger Schritt, der ihnen das Anlegen in China leichter macht."
Spielraum für Verbesserungen, besonders bei A-Aktien Von den untersuchten chinesischen Unternehmen haben über 100 ein Doppellisting mit A-Aktien auf dem chinesischen Festland in Shanghai oder Shenzhen und mit H-Aktien in Hongkong. Ein Blick auf die Stimmabgabepraxis dieser sogenannten A+H-Unternehmen macht deutlich, dass es bei Anlegern am A-Aktienmarkt noch Verbesserungspotenzial gibt. Zumal am Markt in Hongkong Kleinanleger eine geringere Rolle spielen und sich Inhaber von H-Aktien dort offenbar aktiver an Abstimmungen beteiligen.
Mehrheitsaktionäre ausgenommen, sind Inhaber von H-Aktien bei Versammlungen deutlich stärker vertreten. Ihre Teilnahmequote an Abstimmungen lag bei denselben Firmen im vergangenen Jahr bei 42 Prozent gegenüber lediglich 18 Prozent bei Inhabern von A-Aktien.
Flora Wang ergänzt: "Anleger, Unternehmen und Regulierungs- behörden in China haben ihren Teil dazu beigetragen, dass wir heute über eine solide Grundlage für nachhaltiges Investieren und einen aktiven Dialog mit den Unternehmen verfügen. Aber Aktionäre nutzen die Möglichkeiten, ihre Interessen am chinesischen Onshore-Markt wahrzunehmen, bei Weitem nicht aus. So könnten sie sich noch stärker am Abstimmungsprozess beteiligen und öfter bei Fragen von zentraler Bedeutung ihr Stimmrecht wahrnehmen. Auch könnten sie noch direkter und effektiver mit den Unternehmen zusammenzuarbeiten."
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